Das mit „der“ Lebenserwartung scheint in Deutschland nicht gut zu laufen, so aktuelle Studien

»Deutschland gehört in Westeuropa zu den Schlusslichtern bei der Lebenserwartung und verliert weiter an Anschluss. Dies meldet das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (Bib) und bezieht sich dabei auf eine gemeinsame Studie mit dem Max-Planck-Institut für demografische Forschung. Untersucht wurde die Sterblichkeitsentwicklung in 14 EU-Ländern über mehrere Jahrzehnte hinweg.« So beginnt dieser Artikel: Lebenserwartung in Deutschland geht weiter erheblich zurück. Und darin findet man diese Abbildung:

»Demnach konnte Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung 1990 zunächst den Rückstand gegenüber Westdeutschland und Westeuropa deutlich verringern. Insbesondere die ostdeutschen Frauen holten auf. Seit der Jahrtausendwende fallen jedoch sowohl West-als auch Ostdeutschland hinter die Entwicklung in den übrigen westeuropäischen Ländern zurück.
Betrug der Rückstand der Männer auf die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt im restlichen Westeuropa im Jahr 2000 rund 0,7 Jahre, so hat sich der Abstand bis 2022 auf 1,7 Jahre vergrößert. Bei den Frauen ist er im gleichen Zeitraum von 0,7 Jahren auf 1,4 Jahren gestiegen.«

»Dabei liegt die Sterblichkeit von Menschen im Alter von unter 50 Jahren im Rahmen des westeuropäischen Durchschnitts. Das Bild ändert sich dann bei den älteren Semestern. Männer weisen hierzulande im Alter zwischen 55 und 74 Jahren eine höhere Sterblichkeit auf als Gleichaltrige im westeuropäischen Ausland. Frauen tragen insbesondere ab 75 Jahren zur Sterblichkeitslücke bei.«

Und an was könnte das liegen?

»Als Gründe für den Rückstand bei der Lebenserwartung nennen die Autoren insbesondere Nachholbedarf bei Prävention und Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ähnliches gelte für die Bereiche Tabak- und Alkoholprävention sowie gesunde Ernährung.«

Und es hört nicht auf mit diesen Studien

»Ärmere Menschen sterben früher, teilweise Jahre früher als Menschen, die in wohlhabenden Verhältnissen leben können. Dass das so ist, wird seit langem nicht nur behauptet, sondern immer wieder auch mit Daten belegt. Und die Feststellung, dass es erhebliche Unterschiede in der Lebenserwartung zwischen Arm und Reich gibt, ist sozialpolitisch von fundamentaler und zugleich höchst aktueller Bedeutung – man denke hier an das Narrativ, dass „wir“ alle älter werden und dann kann (und muss) man doch die Altersgrenze für den Rentenbezug ohne Abschläge für „uns“ alle über die derzeit schrittweise scharfgestellten 67 Jahre anheben. Also ein wenig länger arbeiten, weil „wir“ doch gleichzeitig auch länger leben.« Das haben Sie schon kennengelernt in meiner Vorlesung – und das Zitat stammt aus diesem Blog-Beitrag von mir, den Sie bitte lesen:

➔ Stefan Sell (2024): Was und wie viel hast Du (nicht) und wo wohnst Du (nicht)? Die Schere zwischen Arm und Reich geht weiter auf. Bei der Lebenserwartung. Und dabei mit einem besonderen Blick auf die regionale Ebene, in: Aktuelle Sozialpolitik, 03.05.2024