Ein un-mögliches Unterfangen? Die „24-Stunden-Betreuung“ aus der Schattenwelt holen

Ich hatte darauf hingewiesen, dass mehrere hunderttausend überwiegend osteuropäische Betreuungskräfte in der als „24-Stunden-Betreuung“ fehlgenannten Versorgung von pflegebedürftigen Menschen in deren Haushalten tätig sind – und dass diese Form der Beschäftigung eigentlich nach den in diesem Land geltenden arbeits- und sozialrechtlichen Standards legal gar nicht möglich ist, denken Sie an Mindestlohnerfordernisse, an das Arbeitszeitgesetz oder das Verbot der Scheinselbstständigkeit. Und seit vielen Jahren wird immer wieder angemahnt, dass diese „Schattenwelt“ der Versorgung pflegebedürftiger Menschen, manche sprechen gar von einer „vierten Säule“ des Pflege- und Betreuungssystems in Deutschland, endlich einer gesetzlichen Regelung zugeführt werden sollte. Und ebenfalls seit vielen Jahren versprechen die jeweiligen Bundesregierungen mehr oder weniger explizit, dass sie das angehen wollen bzw. werden.

So auch die aktuelle Bundesregierung der Ampel-Koalition. Schaut man in den Koalitionsvertrag zwischen SPD, Grünen und FDP (07.12.2021), dann findet man dort diesen einen Satz: »Wir gestalten eine rechtssichere Grundlage für die 24-Stunden-Betreuung im familiären Bereich.« (S. 64).

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Wie viele Pflegekräfte fehlen heute schon und wie viele werden wir in der Zukunft brauchen? Einfache Fragen, aber schwer zu beantworten

Wir hatten in der vergangenen Woche den Arbeitsauftrag besprochen zum Thema Pflege. Dabei ging es u.a. um das „doppelte Demografie-Problem“, mit dem die Pflegekräfte in der Langzeit- bzw. Altenpflege konfrontiert sind. Wir haben dann in der Diskussion herausgearbeitet, dass es sogar ein „dreifaches Demografie-Problem“ gibt (Stichwort Renteneintritt der Pflegekräfte).

Wir haben auch die Aufgabe besprochen, welche Informationen man benötigt, um die Frage zu
beantworten, wie viele Pflegekräfte werden in den kommenden Jahren (bis 2030 bzw. 2040)
gebraucht, dazu sollten Sie die wichtigsten Einflussfaktoren auf den Personalbedarf nennen. Ich hatte Ihnen mit der folgenden Abbildung versucht, auf einer Seite die Parameter darzustellen, die man bei einer Abschätzung des Personalbedarfs berücksichtigen müsste, u.a. bei Berücksichtigung der Daten, die Sie der zur Verfügung gestellten Pflegestatistik entnehmen können:

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Bevölkerungsvorhersagen und ihre Ergebniskorrektur im Laufe der Zeit. Deutlich höhere Bevölkerungszahlen als noch vor 10 Jahren angenommen. Wie kann das sein?

Bitte schauen Sie sich die folgende Abbildung an:

Bevölkerungsstand bei den einzelnen Vorausberechnungen: 15. Vorausberechnung = Ende 2021; 14. Vorausberechnung = 2018; 13. Vorausberechnung = Ende 2013 (und Aktualisierung Ende 2015); 12. Vorausberechnung = 2008.

Mit Bezug auf diese Abbildung kann man die folgende Aufgabenstellung formulieren: »Offensichtlich musste die Zahl der in Deutschland lebenden Bevölkerung im Laufe der Vorhersagen nach oben korrigiert werden. Bitte überlegen Sie, welche der drei Ihnen bekannten Einflussfaktoren der demografischen Entwicklung für diese Korrekturen wahrscheinlich am bedeutsamsten war/ist.«

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Die Geburt eines Kindes als „Fallbeil“?

Wir haben bei der Behandlung des Themas Einflussfaktoren auf die demografische Entwicklung auch über das Alter der Mütter bei der Geburt ihrer Kinder gesprochen. Von besonderer Bedeutung ist dabei zum einen die Verschiebung des durchschnittlichen Alters der Mütter bei der Geburt ihres ersten Kindes, zum anderen haben wir anhand der Daten gesehen, dass das zweite und dritte Kind relativ schnell hinterherkommt.

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Die Wanderungsgeschichte in einer Abbildung

Das Statistische Bundesamt hat eine Abbildung zur Verfügung gestellt, mit der man die unterschiedlichen Phasen der Zu- und Abwanderungen nach und aus Deutschland nachvollziehen kann:

Bitte beachten Sie, dass die Zeitreihe 2021 endet, also das Zuwanderungsgeschehen 2022 und 2023 mit seinen Besonderheiten (Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine) hier noch nicht enthalten ist.

Das mit der (steigenden) Lebenserwartung ist immer relativ

Erinnern Sie sich noch, als wir bei der Besprechung der drei Einflussfaktoren auf die demografische Entwicklung über die Entwicklung der Lebenserwartung gesprochen haben? Ich hatte dabei – siehe dazu die Ihnen auch vorliegenden Folien – darauf hingewiesen, dass das mit dem „Wir werden alle immer älter“ mit spitzen Fingern anzufassen ist. Dahinter steht das berühmte Durchschnittsproblem1 und ein durchschnittlicher Anstieg der Lebenserwartung muss keineswegs bedeuten, dass sich der Anstieg auf alle Menschen in etwa gleich verteilt. Die einen sterben früher und die anderen deutlich später – und diese Spreizung ist nicht ausschließlich eine rein individuelle Sache, sondern – wie ich Ihnen gezeigt habe – das ist auch sehr ungleich verteilt nach der Einkommenslage der Menschen. „Oben“ lebt (im Durchschnitt) länger, „unten“ stirbt früher. Teilweise liegen da zehn Jahre Lebenserwartungsunterschiede zwischen dem oberen Viertel und dem unten.

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„Die“ Lebenserwartung in Deutschland ist im internationalen Vergleich eher – und dann auch angeblich noch vermeidbar – niedrig

Das sind Schlagzeilen, die man lieber nicht serviert bekommt: Menschen in Deutschland sterben früher als in anderen westeuropäischen Ländern, so ist ein Beitrag überschrieben. »Obwohl die Ausgaben für Gesundheit in Deutschland hoch sind, ist die Lebenserwartung im westeuropäischen Vergleich eher niedrig«, kann man da lesen – und sogleich wird nachgeschoben: »Dabei wäre der Grund dafür weitestgehend vermeidbar.« Wirklich? 

»Deutschland liegt bei der Lebenserwartung im westeuropäischen Vergleich eher auf den hinteren Plätzen. Bei einem Ranking unter 16 Ländern in Westeuropa erreicht die Bundesrepublik bei den Männern Platz 15, bei den Frauen Platz 14.« Und weiter heißt es dort, als Zitat gekennzeichnet: »Wesentliche Ursache für den Rückstand ist eine erhöhte Zahl von Todesfällen aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.« Hier muss man dann die Stelle mit dem vermeidbaren Grund vermuten. Aber woher kommen diese Zahlen?

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China … und in Zukunft Indien? Es ist kompliziert, aber das Jahr 2023 wird sicher in Erinnerung bleiben als ein Jahr der demografischen Zeitenwende

Ich habe Ihnen ja schon die Bedeutung des Themas demografische Entwicklung für und in China erläutert. Und ich hatte in der Veranstaltung bereits darauf hingewiesen, dass dieses Jahr rückblickend als eines gewertet werden könnte, in denen sich eine demografische Zeitenwende angekündigt hat: Erstmals soll China als bevölkerungsreichstes Land überholt worden sein. Von Indien. Auch wenn man solche eindeutig daherkommenden Aussagen angesichts der Datenlage mit Vorsicht genießen muss: China nicht mehr bevölkerungsreichstes Land der Erde, so ist einer der vielen Artikel dazu überschrieben: »Während China lange Zeit das bevölkerungsreichste Land war, steht nun ein Führungswechsel an: Nach Vorhersagen der UN wird Indien am 14. April China überholen. Allerdings ist dieses genaue Datum laut Demografen mit Vorsicht zu genießen: „Es ist eine grobe Annäherung, die beste Schätzung“, sagte Patrick Gerland, Leiter der Abteilung für Bevölkerungsprognosen bei der UNO.«

Quelle der Abbildung: Frankfurter Rundschau Online, 23.01.2023

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Von einem alternden Europa und was China mit dem Thema Geburtenrate (und deren sozialpolitische Auswirkungen) zu tun hat

Ich hatte in der Vorlesung darauf hingewiesen, dass die Geburtenraten in Deutschland, die wir seit Anfang der 1970er Jahre sehen, erhebliche Verschiebungen in der Bevölkerungsstruktur verursachen. Man spricht dann immer von der „Alterung“ der Gesellschaft (im Zusammenspiel mit den beiden anderen Faktoren Lebenserwartung und dem Wanderungssaldo). Dabei geht es um die Zunahme der älteren Menschen (absolut und relativ gesehen) und die gegenläufige Entwicklung bei den Jüngeren. Diese Prozesse laufen übrigens in unterschiedlicher Intensität in allen europäischen Staaten ab. Schauen Sie sich hierzu die folgende Abbildung an:

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